Einsätze im Rettungsdienst: Wie Einsatzkräfte bei belastenden Situationen Unterstützung erhalten
In ihrem Alltag sehen sich Einsatzkräfte im Rettungsdienst mitunter mit Schicksalen konfrontiert, die ihnen psychisch zusetzen und nach dem Einsatz keine Ruhe lassen. Dafür, dass sie mental gesund sind und bleiben, können ihre eigenen Kolleginnen und Kollegen sorgen.
Wie wichtig das Miteinander und die Kollegialität innerhalb eines Rettungsdiensts sind, hat ein Team aus sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des DRK-Rettungsdiensts Potsdam-Mittelmark Anfang Februar 2022 bei der Weiterbildung „Kollegialer Ansprechpartner“ am DRK-Bildungszentrum in Mainz erfahren.
Wie lässt sich die mentale Gesundheit innerhalb des Rettungsdiensts erhalten und fördern? Wie können sich Einsatzkräfte untereinander unterstützen, um belastende Situationen zu entlasten?
Diese und ähnlichen Fragen sind bei dem Lehrgang Thema gewesen. Und haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. „Stress ist Teil unseres Berufs. Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, dass auch wir Einsatzkräfte nur Menschen sind, die aufpassen müssen, dass sich stressige nicht zu belastenden Situationen entwickeln“, sagt Lucas Groß. Seit 2020 ist er als Rettungssanitäter beim DRK-Rettungsdienst Potsdam-Mittelmark im Einsatz.
Belastende Einsätze besprechen – und Kollegialität fördern
Natürlich besprechen die DRK-Rettungsdienst-Teams in Teltow, Michendorf und Brück in ihrer Zeit zwischen den Einsätzen Erlebtes und verarbeiten bestimmte Momente. Allerdings soll es künftig im DRK-Rettungsdienst Potsdam-Mittelmark mehr Angebote für kollegiale Einzelgespräche geben, damit jede und jeder über belastende Einsätze sprechen kann – und sich selbst nicht in Vorwürfen und Selbstverurteilungen verliert.
„Wir wollen das Wissen aus dem Lehrgang weitergeben und anwenden. Es ist ratsam, zu wissen, wie ich mich schnell erde und beruhige, wenn mich ein Einsatz belastet“, sagt Lucas Groß. Er traue sich die Rolle als kollegialer Ansprechpartner zu, möchte künftig für seine Kolleginnen und Kollegen da sein und damit die Kollegialität an den drei DRK-Rettungswachen in Potsdam-Mittelmark fördern. Denn nur in einer vertrauensvollen Umgebung, in der sich Einsatzkräfte wohlfühlen, respektiert und wertgeschätzt sehen, nehmen sie solche Gesprächsangebote überhaupt wahr.
„Ein unheimlich wichtiges Thema“
„Es ist besonders wichtig, der Einsatzkraft zuzuhören und wie sie den Einsatz erlebt hat, sie nicht zu bewerten oder vorzuverurteilen. Genau zu schauen: Welche Reaktionen ruft der belastende Einsatz hervor? Wir wollen helfen, diese Reaktionen einzuordnen“, sagt Lucas Groß. Das Ziel: mit der richtigen Balance aus Abstand und Verarbeitung des Einsatzes sollen Einsatzkräfte gestärkt aus belastenden Momenten hervorgehen – und diese nicht mit sich selbst ausmachen.
„Ich bin dankbar, den Lehrgang besucht zu haben. Es ist ein unheimlich wichtiges Thema. Ich möchte meinen Kolleginnen und Kollegen helfen, in belastenden Situationen für sie da sein und diese mit ihnen gemeinsam bewältigen“, sagt Lucas Groß.
Vom Konzept der kollegialen Ansprechpersonen ist auch Mathias Koch, Leiter des DRK-Rettungsdiensts Potsdam-Mittelmark, überzeugt: „Wir haben gerade in den Lockdown-Phasen der Corona-Pandemie erleben müssen, wie sehr den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Ausgleich für die mitunter belastende Arbeit gefehlt hat. Ohne Sport, Reisen und private soziale Kontakte ist das mentale Gleichgewicht gestört. Das haben wir deutlich am Arbeitsklima auf den Rettungswachen gespürt. Wir sehen uns als Arbeitgeber in der Pflicht, zu handeln und die gegenseitige Achtsamkeit zu stärken, um künftig besser und sensibler reagieren zu können. Ich bin den kollegialen Ansprechpartnern sehr dankbar, dass sie diese wichtige Aufgabe übernehmen.“