Rückblick mit Roger Lehmann: Was es heißt, 16 Jahre die DRK-Wasserwacht Potsdam zu leiten
Nach 16 Jahren ist Roger Lehmann seit März 2022 nicht mehr Leiter der DRK-Wasserwacht Potsdam und hat die Geschicke an Dirk Scherler abgegeben. Im Gespräch blickt er auf seine Zeit als Wasserwacht-Chef, auf besondere Momente und seine Anfänge in der Wasserwacht. Und warum ihm sein ehrenamtliches Engagement immer eine Herzensangelegenheit gewesen ist.
Herr Lehmann, können Sie sich noch an ihre Anfänge bei der DRK-Wasserwacht Potsdam erinnern?
R. Lehmann: Ich bin seit 1985 bei der DRK-Wasserwacht Potsdam dabei. Alles begann mit einem Kurs für Rettungsschwimmer, den ich absolviert habe. Ich habe damals nach einem Sport gesucht, bei dem ich auch mit Menschen (zusammen-)arbeiten kann. Nachdem ich den Rettungsschwimmerkurs erfolgreich gemacht hatte, habe ich mich weiter qualifiziert. So wurde ich erst Motorrettungsbootsführer und Ausbilder für Motorrettungsboote – und bin immer für die Wasserwacht im Einsatz gewesen, habe in den Jahren immer mehr Verantwortung übernommen – bis ich 2006 zum neuen Leiter gewählt wurde.
Warum sind Sie Leiter der DRK-Wasserwacht Potsdam geworden?
R. Lehmann: Damals war es so, dass es eine Veränderung bei der Leitung geben sollte. Und der Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen ergab, dass sie mir die Leitungsposition zutrauten – und mich anschließend gewählt haben. Dieses Vertrauen hat mich enorm motiviert, jede Menge in der Wasserwacht zu verändern – und das ist mir meiner Meinung nach auch gelungen.
Seit 2020 haben wir dann den Leitungs- und Generationswechsel Stück für Stück vorbereitet. Nach 16 Jahren der Wasserwacht-Leitung ist es mir ein Anliegen gewesen, anderen Mitgliedern die Möglichkeit zu geben, ihre Visionen und Träume von und für die Potsdamer Wasserwacht zu verwirklichen – so wie ich es damals ab 2006 gemacht habe.
Wie hat sich die DRK-Wasserwacht Potsdam in den 16 Jahren unter ihrer Leitung verändert?
R. Lehmann: Die DRK-Wasserwacht Potsdam der Gegenwart ist eine gut und modern ausgerüstete Wasserwacht, die immer und überall bei Bedarf im Einsatz ist, wenn Menschen in Not geraten und Hilfe benötigen.
Wie sich die Wasserwacht im Detail entwickelt hat, lässt sich zum Beispiel an der Ausstattung erkennen. Anfangs haben unsere Einsatzkräfte noch mit privat bezahlter Tauchausrüstung gearbeitet oder unterschiedliche Dienstbekleidung gehabt. Auch unsere Boote sind nicht immer im besten Zustand gewesen.
Mittlerweile haben wir als Wasserwacht eine einheitliche Dienstkleidung, professionelle Tauchausrüstung und eine eigene starke und technisch gute Flotte. Es macht mich unheimlich stolz, dass wir als Wasserwacht auf so stabilen finanziellen Beinen stehen und unser Team angemessen und professionell ausstatten können. Das erst möglich gemacht haben Mitgliedsbeiträge, Zuschüsse der Stadt Potsdam, Spenden sowie die Förderer und Unterstützer der Wasserwacht. Worüber ich ebenfalls froh bin: die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Potsdam und wie wir uns gegenseitig über die Jahre unterstützt haben.
► „Die DRK-Wasserwacht der Gegenwart Potsdam ist eine gut und modern ausgerüstete Wasserwacht, die immer und überall bei Bedarf im Einsatz ist, wenn Menschen in Not geraten und Hilfe benötigen.“
Roger Lehmann, ehemaliger Leiter der DRK-Wasserwacht Potsdam
Woran erinnern Sie sich gerne, wenn Sie auf 16 Jahre als Wasserwacht-Leiter blicken?
R. Lehmann: Ich bin unheimlich stolz, so viele tolle Menschen kennengelernt zu haben, mit denen ich viel in Bewegung gesetzt und Veränderungen geschaffen habe. Insbesondere die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen hat mir immer viel Spaß gemacht. Egal, ob die Ausbildungs- und Schulungswochenenden in Bollmannsruh oder in der Schwimmhalle: Es hat mich stets begeistert, Kinder in unserer Wasserwacht aufwachsen zu sehen und zu beobachten, was aus ihnen geworden ist.
Manche Mitglieder unserer Wasserwacht sind seit der Kindheit dabei, haben eigene Familien gegründet und wiederum ihre Kinder in der Wasserwacht ausgebildet. Die jetzt auch wiederum groß geworden sind.
Sie engagieren sich seit 1985 in der DRK-Wasserwacht Potsdam. Damit haben sie sich 2022 insgesamt 37 Jahre in ihrer Freizeit für Menschen in Not engagiert. Welche Bedeutung hat ihr Ehrenamt für Sie gehabt?
R. Lehmann: Es ist immer ein schönes Gefühl gewesen, Menschen zu helfen und ihren Dank zu empfangen. Woran ich mich am Anfang meiner Zeit in der Wasserwacht erst gewöhnen musste: Dass ich als Einsatzkraft nicht immer Menschen retten und erfolgreich sein kann, egal, wie schnell ich am Unfallort gewesen bin.
In den Jahren hat mich vor allem mein Engagement als Ausbilder von Rettungsschwimmerinnen und -schwimmer erfüllt. Ich habe über die Jahre mehr als 1.000 Menschen ausgebildet. Das sorgt für Wiedersehen: Immer wieder sprechen mich Menschen an, die ich zur Rettungsschwimmerin oder zum Rettungsschwimmer ausgebildet habe – und die sich für die Zeit bedanken.
► „Vor allem mein Engagement als Ausbilder im Rettungsschwimmen hat mich erfüllt. Ich habe über die Jahre mehr als 1.000 Menschen zu Rettungsschwimmerinnen und -schwimmern gemacht.“
Roger Lehmann, von 2006 bis 2022 Leiter der DRK-Wasserwacht Potsdam
Zur Wahrheit gehört aber auch: Es ist nicht immer einfach gewesen, die eigene Familie, berufliche Ansprüche und weitere Hobbys neben dem Engagement in der Wasserwacht unter einen Hut zu bekommen. Ich bin für mein ehrenamtliches Engagement oft Kompromisse eingegangen – und das gerne. Denn mein Anspruch war es immer, dass ich – wenn ich bei der Wasserwacht bin – mich mit vollem Einsatz reinhänge.
Wie haben Sie den Moment in Erinnerung, als das Wasserwacht-Team Sie am 18. März 2022 verabschiedet hat?
R. Lehmann: Es hat mich wirklich berührt, als sich alle bei mir für meine Arbeit und meinen Einsatz bedankt haben. Das hatte ich so nicht erwartet. Gleichzeitig war es ein besonderer Moment, um nachzuvollziehen, was das Wasserwacht-Team und ich gemeinsam in der Zeit geschafft haben.
Mit dem Potsdamer Oberbürgermeister, der Feuerwehr Potsdam, den Fachbereichsverantwortlichen des Rettungsdienstes der Stadt Potsdam, der Bäderlandschaft Potsdam, den Förderern und Spendern in den Jahren: In der Zeit sind jede Menge verlässliche Partnerschaften entstanden, in denen sich jeder aufeinander verlassen konnte und weiterhin verlassen kann. Das wäre nicht möglich gewesen, wenn wir nicht immer auch alle vier Jahre neue Menschen mit jeder Menge Ideen und Tatendrang in Leitungspositionen der Wasserwacht gebracht hätten.
► „Die Verabschiedung war ein besonderer Moment, hat mich wirklich berührt. Das hatte ich so nicht erwartet.“
Roger Lehmann, ehemaliger Leiter der DRK-Wasserwacht Potsdam
Herr Lehmann, wie geht es für Sie nach der Verabschiedung als Wasserwacht-Leiter weiter?
R. Lehmann: Ich habe mir vorgenommen, erst einmal mehr Zeit mit meiner Familie und meinen Enkeln zu verbringen. All die Jahre haben sie Verständnis dafür aufbringen müssen, wenn ich von der Wasserwacht unterwegs gewesen bin. Umso mehr ist es mir ein Anliegen, für sie da zu sein, ihnen etwas zurückzugeben. Genauso möchte ich wieder mehr mit Freunden unterwegs sein. Darauf freue ich mich sehr.
Und: Ich bleibe der Wasserwacht erhalten. Jederzeit kann man mich um Rat, aber auch um Unterstützung bitten. Außerdem werde ich weiter in der Arbeitsgruppe Rettungsschwimmen im DRK-Landesverband Brandenburg aktiv sein. Denn: Nach 16 Jahren als Leiter und mehreren Wasserwacht-Jahrzehnten kann ich nicht einfach den Schalter komplett umlegen. Dafür habe ich mich all die Jahre viel zu gerne in der Wasserwacht engagiert, dafür mag ich das Team und das Miteinander viel zu sehr.
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