Versorgungslücken in der Palliativpflege: Wie sich DRK-Pflegeteams um schwerstkranke Menschen kümmern
Anlässlich des Weltkrebstags betont die Deutsche Krebshilfe, wie essentiell es ist, bestehende Versorgungslücken in der Betreuung und Versorgung von Krebskranken zu schließen. Vor allem in ländlichen Regionen erhalten Betroffene oft nicht die Behandlung, die sie und ihre Angehörigen sich wünschen. Das ist in Brandenburg nicht anders. Im Hohen Fläming möchte der DRK-Kreisverband Potsdam/Zauch-Belzig dazu beitragen, die Versorgungslücke zu verkleinern – und eine Einrichtung mit dem Schwerpunkt Palliativpflege schaffen.
Überfüllte Krankenhäuser, Hospize mit Wartelisten, Personalnot in der Pflege: Der Mangel an angemessener palliativer Versorgung und Betreuung sorgt auch in Brandenburg dafür, dass schwerstkranke Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt oft keine angemessene Pflege erfahren.
Während die Patientenversorgung bundesweit in sogenannten onkologischen Spitzenzentren – meist im Umkreis von Metropolen und Großstädten – immer besser entwickelt ist, ist die Situation in ländlichen Regionen kritisch. „Insbesondere in vielen ländlichen Gebieten haben wir noch einen weiten Weg vor uns“, sagt Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, anlässlich des Weltkrebstags am 4. Februar 2022.
Dass der Weg in ländlichen Regionen noch weit ist, sieht auch Jeanette Kritzel, Fachbereichsleiterin Soziale Dienste im DRK-Kreisverband Potsdam/Zauch-Belzig. Denn auch in den Pflegeeinrichtungen des Kreisverbands ist die Palliativversorgung ein Thema, das immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Palliativpflege nur in Einzelfällen möglich
„Wir haben in unseren Pflegeteams in Bad Belzig und Falkensee Pflegefachpersonal, das in der onkologischen Pflege entsprechend qualifiziert ist. Diese können Einzelfälle versorgen“, schildert Jeanette Kritzel.
Erst Anfang 2022 verschlechterte sich der Zustand einer unheilbar krebskranken Seniorin aus der DRK-Tagespflege in Bad Belzig, sodass Mitarbeiter des Pflegeteams Hoher Fläming sich bereiterklärten, die Frau in der Senioren-Wohngemeinschaft palliativ zu versorgen.
Damit machten sie nicht nur der Betroffenen, sondern auch ihren Angehörigen eine große Freude. So wurde die Seniorin bei entsprechender ärztlicher Versorgung in der Nähe ihrer Angehörigen und in ihrer gewohnten Umgebung im Sterben begleitet.
„Wir haben keine Palliativteams in unseren Einrichtungen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Palliativversorgung zusätzlich zu ihrer normalen Arbeit übernommen“, erzählt Jeanette Kritzel. Regelmäßig gibt es Anfragen für eine onkologische Pflege in den Pflegeeinrichtungen des DRK-Kreisverbands. Tendenz steigend.
Mangel an Pflegekräften beeinflusst Versorgungslücke
Um die Versorgungslücke im Hohen Fläming zu schließen, hat der DRK-Kreisverband Potsdam/Zauch-Belzig den Wunsch, eine DRK-Senioren-Wohngemeinschaft zu schaffen, die genau dieses spezielle Pflegeangebot für zum Teil unheilbar kranke Menschen bietet. Diese soll auf dem Gelände der DRK-Senioren-Wohngemeinschaft in Wiesenburg entstehen, die im März 2022 öffnet.
Damit diese, aber auch künftige Pflegeeinrichtungen mit Palliativangebot, in Brandenburg entstehen können, braucht es entsprechendes Pflegefachpersonal. „Gerade mit Blick auf die offensichtlichen Versorgungslücken in der Palliativversorgung ist es umso wichtiger, die Arbeitsbedingungen in Pflegeberufen zu verbessern. Nicht nur, um künftig Pflegepersonal für den Beruf zu gewinnen, sondern motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Job zu halten“, sagt Jeanette Kritzel. Zumal sich nicht jede Pflegefachkraft für eine Weiterbildung im Bereich Palliativpflege entscheidet.
Palliativpflege in Brandenburg „lohnt sich für jeden einzelnen Menschen“
Die Palliativversorgung der unheilbar krebskranken Seniorin hat dem DRK-Pflegeteam Hoher Fläming gezeigt, wie wichtig es ist, Menschen in der letzten Phase ihres Lebens zu begleiten.
Jeanette Kritzel ist stolz auf ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die der Seniorin, die sie über viele Monate gekannt haben, einen würdigen Abschied ermöglicht haben. „Auch, wenn wir die Palliativversorgung bisher leider nur in Einzelfällen ermöglichen können: Sie lohnt sich für jeden einzelnen Menschen, der dafür nicht unter extremen Schmerzen, allein und an einem ihm fremden Ort stirbt.“
- Die DRK-Senioren-Wohngemeinschaft mit dem Schwerpunkt Palliativpflege befindet sich derzeit (Stand: Februar 2022) in der Planungsphase. Weitere Informationen zur Einrichtung folgen.
- Eine Übersicht zu Palliativärztinnen und -ärzten, Hospizen etc. in Brandenburg
- Mehr Informationen zur Deutschen Krebshilfe
- Alles Wichtige zu den Pflegeteams des DRK-Kreisverbands Potsdam/Zauch-Belzig