Ein Jahr Ukraine-Krieg: Wie geflüchtete Mütter mit Kind in Potsdam der Situation begegnen
In Potsdam unterstützt das DRK im Auftrag der Stadt Mütter mit minderjährigen Kindern. Sie sind vor dem Krieg in der Ukraine geflohen und haben sich in Potsdam einen neuen Alltag erarbeitet. Jeden Tag beschäftigen sie die Geschehnisse in der Heimat – und die Ungewissheit, wie lange die für sie so schwere Situation anhält.
Wenn sich am 24. Februar 2023 der Beginn des Ukraine-Krieges jährt, ist das für alle Menschen aus der Ukraine, die aufgrund des Krieges ihr Land verlassen haben, vor allem eines: eine riesige Belastung.
Das wissen Inga Strahler und Josephin Balzer. Die DRK-Mitarbeiterinnen begleiten Mütter mit Kind aus der Ukraine in einer Unterkunft in Potsdam professionell. Sie helfen ihnen bei allen Sorgen und Alltagsfragen: Wie funktioniert die Mülltrennung? Was ist beim Ausfüllen des Behördenformulars zu beachten? Wo ist der nächste Kinderarzt?
Rückkehr trotz Krieg
Nur auf die Frage, die die Mütter am meisten beschäftigt, haben auch sie keine Antwort: Wann endet der Krieg in der Ukraine? „Sie sind jeden Tag in Kontakt mit Familienangehörigen und machen sich große Sorgen, dass mit jedem Tag, an dem Krieg ist, ihnen etwas passiert“, sagt DRK-Mitarbeiterin Inga Strahler. Sie leben in ständiger Unruhe.
So sehr, dass manche Frauen trotz des anhaltenden Krieges ihre Angehörigen in der Ukraine besucht haben oder wieder dort leben. „Ich muss das machen für die Entwicklung meines Kindes, für meine Familie“, haben die Mütter den DRK-Mitarbeiterinnen gesagt.
Besondere Gemeinschaft
Die Mehrheit der Frauen, die seit April 2022 in der Unterkunft leben, sind geblieben. Sie unterstützen einander, wo sie können. Gemeinsam halten sie die Unterkunft in Schuss, kochen, backen, feiern, haben Freundschaften geschlossen, sind wie eine große Familie. „Es begeistert mich, was die Mütter auf die Beine stellen. Sie sind so eine herzliche und fröhliche Gemeinschaft“, sagt Josephin Balzer. Seit September 2022 arbeitet sie in der Einrichtung.
Inga Strahler und sie waren dabei, als die Mütter an Geburtstagen die Gemeinschaftswohnzimmer mit Konfetti und Girlanden geschmückt und zusammen gefeiert haben. Als sie am 31. Dezember Weihnachten und Silvester gefeiert, zusammen getanzt und einander Geschenke gemacht haben. „Die Frauen sind unheimlich dankbar, in Sicherheit zu sein. Sie bringen uns regelmäßig Tee und Kuchen. Die Kinder malen uns Bilder“, erzählt Inga Strahler.
Neuer Alltag in Potsdam
Die Mütter haben sich einen neuen Alltag in Potsdam erarbeitet. Zum Teil gehen ihre Kinder in eine Kita oder zur Schule. Sie selbst besuchen Sprach- und Integrationskurse. „Ich möchte Deutsch lernen“, hat eine Mutter DRK-Mitarbeiterin Inga Strahler als Ziel für 2023 genannt. Eine weitere möchte sich um eine eigene Wohnung bemühen. „Die Frauen sind unheimlich stark und haben eine echte Machermentalität. Sie haben sich in ihrer Heimat jede Menge erarbeitet und machen das auch in Potsdam“, sagt Josephin Balzer.
Ihr Alltag in Deutschland und das Miteinander in der Unterkunft gibt den Frauen Kraft. Dass sie Sorgen nicht mit sich selbst ausmachen müssen, sondern teilen und jederzeit auf die Unterstützung der DRK-Mitarbeiterinnen zählen können. Damit die anhaltende Ausnahmesituation für sie und vor allem für ihre Kinder so erträglich wie möglich ist und bleibt.
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